Wir Deutschen sind spitzenklasse. Zumindest, wenn es darum geht, Wohnungen zu mieten. Kein anderes Land in der Europäischen Union weist eine größere Anzahl von Menschen auf, die in ihrem Zuhause zur Miete wohnen. Insgesamt sind es über 49 Prozent. Betrachtet man nur die Single-Haushalte, sind es sogar 74 Prozent! Zum Vergleich: In Ländern wie Spanien oder Portugal liegt die Quote gerade einmal bei zwanzig Prozent. Wohnen, das ist in Deutschland auch ein gewaltiger Wirtschaftsfaktor. Und ein milliardenschweres Geschäft.
Die meisten Wohnungen sind in privater Hand
Es klingt wie eine gute Nachricht. Noch über 58 Prozent und damit über 24 Millionen aller Mietwohnungen sind im Besitz von Privatpersonen. Zu dieser Gruppe zählen jedoch Rentner, die sich ein bisschen Geld dazuverdienen, genauso wie Freiberufler, die vom Einkommen ihrer drei Blöcke in München bereits gut leben können. Leider erhebt hier der Gesetzgeber keine genaueren Statistiken, sondern nutzt diese sehr heterogene Gruppe als gemeinsame Grundlage. Dadurch fällt es schwerer zu ermitteln, wie viele Wohnungen in Deutschland mit Gewinninteresse vertrieben werden.
Eine Gruppe wächst rasant: Investorengruppen
Dass in Deutschland immer mehr Wohnungen in die Hände großer Konzerne fallen, ist jedoch mehr als eine gefühlte Wahrheit. Das zeigt der Aufstieg einer erst seit Kurzem in der Statistik auftauchenden Gruppe: den privaten Wohnungsbaugesellschaften. Zu diesen Unternehmen zählen unter anderem die Deutsche Wohnen oder Vonovia, die allein zusammen Hunderttausende Wohnungen besitzen. Insgesamt kontrollieren die Wohnungsbaugesellschaften bereits 5,5 Prozent aller Wohnungen in Deutschland (2,3 Millionen). Noch vor zwanzig Jahren fanden sie noch keine Erwähnung in den offiziellen Aufzählungen. Ihr Aufstieg ist auch mit einer Privatisierung von ehemaligen Staatswohnungen zu erklären. So verkaufte 2018 der damalige bayerische Wirtschaftsminister Markus Söder allein in München 33.000 Wohnungen der staatlichen GBW an die Augsburger Investorengruppe Patrizia. Die betroffenen Mieter erlebten seitdem Preisanstiege von bis zu 300 Prozent im Vergleich zu vor der Übernahme.